Der ungewöhnlich geformte Bleisarkophag im Untergrund von Notre-Dame de Paris.
Copyright: Denis Gliksman, Inrap
Paris (Frankreich) – Drei Jahre nach dem Großbrand in der in der Kathedrale Notre-Dame de Paris berichten Archäologen, die durch die Brandschäden unerwarteten Zugang zum Untergrund des Kirchbaus erhalten hatten, von der Entdeckung eines ungewöhnlichen Blei-Sarges in Form eines menschlichen Körperumrisses. Erste endoskopische Aufnahmen aus dem Innern zeigen, dass der Sarkophag neben einem Skelett auch weitere Objekte beinhaltet. Schon bald soll er nun vollständig geöffnet werden.
Wie das französische „Institut national de recherches archéologiques préventives“ (Inrap) berichtet, entdeckten die Archäologen den ungewöhnlichen anthropomorphen Sarg in rund 20 Meter Tiefe gemeinsam mit durch Rauchgase stark beschädigten Gipssärgen. Das genaue Alter des menschenförmigen Bleisarkophags ist bislang noch unbekannt, die Fundtiefe deutet jedoch darauf hin, dass er aus dem Mittel- bis Spätmittelalter stammen könnte. Während Blei-Särge an sich nicht ungewöhnlich sind und in Notre-Dame in ihnen meist Erzbischöfe beigesetzt wurden, ist die anthropomorphe Form des nun im westlichen Teil der Vorfahrt gefundenen Beisarkophages (s. Abb.) ungewöhnlich.
Detailansicht des anthropomorphen Bleisarkophags.
Copyright: Denis Gliksman, Inrap
Trotz einiger Löcher sei der Sarkophag in gutem Zustand, berichtet das Inrap. Er misst 1,95 m Länge bzw. Höhe und ist 48 cm breit. „Eine endoskopische Kamera ermöglichte den Nachweis von Pflanzenresten unter dem Kopf des Verstorbenen – vielleicht ein Kissen aus Laub – von Haaren, Textilien sowie trockene organische Stoffe.
Umstand, dass der Sarkophag unter einem Erdhaufen gefunden wurde, in dem die Archäologen Möbelteile aus dem 14. Jahrhundert entdeckt hatten, deutet auf ein noch höheres Alter des Sarkophags hin. „Sollte sich das bestätigen und der Sarkophag aus dem Mittelalter stammen, so hätten wir es hier mit einer wirklich extrem seltenen Form einer Bestattungspraxis zu tun”, erläutert der leitende Archäologe Christophe Besnier gegenüber Journalisten. Eine C-14-Datierung soll Klarheit über das genaue Alter bringen.
Diese wird schon bald möglich sein, da der Sarkophag – der sich derzeit im forensischen Institut in Toulouse befindet, dort vielleicht schon kommende Woche geöffnet und untersucht werden soll.