Vorab: persönlich halte ich mich neutral…Die Erde als „Kugel“
scheint seit Geburt fest eingebrannt.
Jedoch: warum beschäftigen sich seit Jahren viele Interessierte mit dem
Thema „Flache Erde“……Warum? Welche Argumente haben sie für ihre
wagemutige Theorie?…
Wiggerl
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Endlich kommt die Wahrheit ans Licht: Die Erde ist eine Scheibe! Bahnbrechende Erkenntnisse
Im Netz kursieren zahllose Seiten, die sich mit den Aspekten der flachen Erde beschäftigen und überall „Fehler“ in der „offiziellen Theorie“ finden, die dann „beweisen“ sollen, dass in Wirklichkeit alles ganz anders ist, eben -flach-. Ein schönes Beispiel dafür istdiese Seite. Ich werde an dieser Stelle nicht auf alle Rechenfehler, die offensichtlichen Fehlschlüsse und fehlenden Faktoren in der Betrachtung eingehen, denn das wäre die Mühe nicht wert und würde den Leser vermutlich nur langweilen. Stattdessen möchte ich etwas anderes ansprechen.
Von hohlen Welten und runden Kugeln
Haben Sie gewusst, dass wir in Wirklichkeit in einer Hohlkugel leben? Ganz im Ernst! Wir leben auf der Innenfläche einer hohlen Kugel. Es gibt dazu den sogenannten Innenweltkosmos, der mit genau den gleichen Argumenten versucht zu beweisen, dass alles ganz anders ist:
Und die Erde ist doch…flach!
Jeder kennt es, das Beispiel von der heißen Herdplatte und dem ungezogenen Kind. Aller Warnungen der besorgten Mutter zum Trotz legt es die Hand darauf und verbrennt sich die Finger. Wie kann das sein, fragt man sich, schließlich hat es doch gewusst, dass es sich weh tun wird, oder? Diese vermeintlich harmlose Frage ist mitnichten klar und einfach zu beantworten, sie öffnet im Gegenteil den Weg zu einem ganzen wissenschaftlichen Reich, der Kognitionspsychologie. Die Kognitionspsychologie untersucht mentale Prozesse und Strukturen eines Individuums wie Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche, Absichten. Sie will verstehen, was und wie wir Menschen denken, erkennen, wahrnehmen, erinnern, warum wir das genau in dieser Form tun und was dieses subjektive Wissen für uns und unsere Weltsicht bedeutet.
Ihre Ergebnisse sind des Öfteren ernüchternd. Denn sie zeigen, dass wir viel weniger wissen als wir annehmen und dass scheinbar objektive Wahrheiten manchmal nichts anderes sind als subjektive Realitäten. Oft geht es uns wie dem Kind vor der Herdplatte: Wir müssen uns erst die Finger verbrennen, um unser Wissen in den Lebensalltag integrieren zu können. Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Psychologie an der Universität Bamberg, ist dieses Phänomen zur Genüge bekannt. Er ist kognitiver Wahrnehmungs- und Experimentalforscher, außerdem Spezialist in den Bereichen Ästhetikforschung, Gesichtserkennung und -verarbeitung sowie kognitive Kartenforschung. Auf diesem Gebiet hat er gerade zwei Studien durchgeführt, die erheblich an unserem scheinbar klaren Weltbild kratzen: Abhängig von Einstellungen und persönlichen Erfahrungen driften ganze Kontinente mental auseinander und die Erde ist mitnichten immer eine Kugel…
Kognitive Karten
Grundlage für die beiden Studien ist die Arbeit mit sogenannten kognitiven Karten, also mit mentalen Repräsentationen eines geographischen Raumes oder räumlicher Zusammenhänge. Dem Begriff liegt die Annahme zugrunde, dass das menschliche Gehirn Information über Räume und Landschaften in landkartenähnliche Bilder umsetzt, die sich im Grunde auch zeichnen lassen. „Jeder Mensch hat dabei je nach persönlicher Herkunft und Lebenserfahrung eine ganz eigene kognitive Karte eines Raumes oder Ortes“, beschreibt Carbon seinen Forschungsgegenstand. „Mich interessiert nun, ob diese kognitiven Karten tatsächlich völlig individuell sind oder sich nicht doch bestimmte Gesetzmäßigkeiten in Bildung und Ausprägung erkennen lassen.“
Im ersten Experiment mussten 224 Freiwillige die Entfernung in Kilometern von jeweils sechs europäischen und amerikanischen Städten sowie Bagdad untereinander schätzen. Anschließend beantworteten sie einige Fragen bezüglich ihrer Haltung zum Irak-Krieg und gegenüber den US-Bürgern. Dabei trat unter anderem zu Tage, dass Teilnehmer, die sowohl dem Irak-Krieg als auch den US-Bürgern ablehnend gegenüber stehen, die Entfernung zwischen den beiden Kontinenten wesentlich überschätzten. Der gleiche Effekt trat im umgekehrten Fall ein, also bei Teilnehmern, die zwar generell US-Bürgern gegenüber positiv gestimmt sind, aber den Irak-Krieg ablehnen: dann wurden Distanzen zwischen US-Städten und europäischen Metropolen deutlich unterschätzt.
„Im ersten Fall können wir das Testergebnis als deutlichen Abgrenzungswunsch werten“, erläutert der Psychologe. „Im zweiten Fall führte die starke Identifikation der Teilnehmer mit den USA verbunden mit der negativen Einstellung gegenüber dem Irak-Krieg wahrscheinlich dazu, dass der ganze amerikanische mental näher an den europäischen Kontinent rückte, da man mehr Verantwortung für die Belange der USA empfand. Entsprechend dem geowissenschaftlichen Phänomen des Kontinentaldrifts bezeichnet Carbon diesen Effekt mentaler Distanzverzerrungen als „kognitiven Kontinentaldrift“.
Die mentale Mauer
Die Studie zeigt, dass persönliche Haltungen, Einstellungen, Überzeugungen oder Emotionen unser Wissen beeinflussen und verändern. Ihre Ergebnisse kamen für Carbon allerdings nicht überraschend. Schon in früheren Experimenten hatte sich dieser Zusammenhang gezeigt. Beispielsweise fand Perry W. Thorndyke heraus, dass Versuchspersonen die Distanz zwischen zwei Städten, zwischen denen eine direkte Verbindung existierte, deutlich geringer schätzten als zwischen zwei Orten, die keine solche Verbindung besaßen. An seiner früheren Wirkungsstätte an der FU Berlin zeigte er, dass deutsche Bundesbürger, die eine negative Einstellung gegenüber der deutschen Wiedervereinigung hatten, Städte im jeweils anderen Teil Deutschlands weiter weg schätzten als Städte mit gleicher Entfernung, die sich in „ihrem“ Teil der Bundesrepublik befanden. „Je negativer die Wiedervereinigung betrachtet wurde, desto stärker wurden die Distanzen zwischen west- und ostdeutschen Städten überschätzt“, resümiert Carbon. ‚Mentale Mauer‘ nennt er dieses Phänomen, ein kognitives Pendant zum berühmten, längst eingerissen geglaubten Eisernen Vorhang.
Eigene Erfahrungen sind ausschlaggebend
Im Zuge der Carbonschen Studien taucht ein weiteres Phänomen wieder auf, das längst seinen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden hatte. Die Gestalt der Erde ist eine runde, soviel ist sicher und naturwissenschaftlich unumstößlich, aber gilt diese Tatsache auch für die kognitive Landkarte der Menschen? Nicht unbedingt, lautet die kognitionspsychologische Antwort. 44 Versuchspersonen, die alle nicht daran glaubten, dass die Erde eine Scheibe ist, mussten die Entfernung zwischen sechs Metropolen, jeweils auf unterschiedlichen Kontinenten auf der Erde, schätzen. Danach wurden sie zu ihren Reisegewohnheiten, geografischen und topografischen Kenntnissen, aber auch zu ihren bisherigen persönlichen Erfahrungen mit der Erdform befragt.
Teilnehmer, die mindestens einmal ein signifikantes persönliches Erlebnis hatten, dass die Erde eine Kugel ist (bspw. am Strand beim Blick auf die nicht perfekt gerade Horizontlinie oder beim Betrachten von langsam verschwindenden Schiffen am Horizont) schätzten die Distanzen, die kompatibel mit einem sphärischen Modell der Erde sind. Teilnehmer, denen diese persönliche Erfahrung fehlte, schätzten Distanzschätzungen konkordant mit einem flachen Weltmodell.
„Cognitive continental drift: how attitudes can change the overall pattern of cognitive distances“ und „The Earth is flat when personally significant experiences with the sphericity of the Earth are absent“: Zwei Studien, die die hohe Relevanz der kognitiven Psychologie als modernen Forschungsbereich untermauern. Denn selbst wenn Menschen das Wissen über bestimmte Sachverhalte besitzen, so sind es doch oft die persönlichen Erfahrung, die erst ein diesem Wissen entsprechendes Verhalten ermöglichen. So ist es mit der Gestalt der Erde eben wie mit dem Kind und der Herdplatte.
Quellen
Carbon, C. C. (2010). Cognitive continental drift: How attitudes can change the overall pattern of cognitive distances. Environment and Planning A.
Carbon, C. C. (2010). Earth is flat when personally significant experiences with the sphericity of the Earth are absent. Cognition.
Flache Erde gegen Erdball – Wie die Kirche die Erde zur Kugel machte
Mit 80 Beweisen über die flache Erde
Ist die Erde doch eine Scheibe?
Die 1849 gegründete „Flat Earth Society“ behauptete bis weit in die 1970er, dass die Erde flach wäre. Seit 2009 gibt es die Gesellschaft im Netz wieder. Mitglieder liefern Beweise.
Beim Test für den „Weltraum-Sprung“ von Felix Baumgartner am 15. März 2012 ist die Krümmung der Erde im oberen Bildrand zu sehen. Verfechter einer flachen Erde wittern bei solchen Fotos eine Verschwörung oder eine optische Täuschung.
Die Erde ist eine (an den Polen abgeflachte) Kugel. Das weiß jedes Schulkind. Die „Flat Earth Society“ behauptet aber: Sie wäre flach wie eine Scheibe! Die Gesellschaft wurde von dem englischen Erfinder Samuel Birley Rowbotham im 19. Jahrhundert gegründet. Seine Überzeugung basierte in erster Linie auf der Interpretation eines Bibeltextes. Über die Jahre versuchten Mitglieder ernsthafte wissenschaftliche Beweise zu sammeln. Das Projekt wurde erst in den 1970er Jahren beendet.
Jetzt läuft das Projekt wieder, wenn auch mit einem Augenzwinkern: Seit 2009 hat die Gesellschaft ein Internetforum, in dem die Nutzer über die Gestalt des Planeten diskutieren und kuriose Beweise für die Scheibenform der Erde liefern. Alles Quatsch? Mag sein, aber es gibt mehr als 100.000 Beiträge. Auch aufFacebookund beiTwitterist die Gesellschaft vertreten.
- Selbstversuch: Trauen Sie Ihren eigenen Augen
Eine Beweisführung beginnt oft ganz einfach: Wenn die Erde eine Kugel ist, dann müsste der Horizont eine Krümmung aufweisen. Die eigene Beobachtung ist dabei die Beweisführung: Wenn man auf einen flachen Boden blickt, dann ist es ein augenscheinlicher Beweis dafür, dass der Boden flach ist.
Nutzer der Seite stellen Fragen wie: Haben Sie die Krümmung der Erde schon einmal mit Ihren eigenen Augen gesehen? Ein Beweis dafür, dass die Erde in Wahrheit doch flachwäre, sei die Tatsache, dass die Krümmung auf der Erdöberfläche in der Horizontalen nicht zu sehen ist. Was natürlich oberflächlich betrachtet stimmt.
Ein Einwand an dieser Stelle wäre, dass die Krümmung erst ab einer bestimmten Höhe zu sehen wäre.
Sehen Piloten die Erdkrümmung im Flugzeug?
Eine weitere Frage: Haben Sie schon mal auf die Krümmung der Erde beim Fliegen geachtet? Wenn Sie sich nicht erinnern, dann schauen Sie doch mal in die Flugkabine eines Piloten. Ein Forumsnutzer der „Flat Earth Society“ schreibt, dass die Krümmung der Erde nicht bei einem üblichen Flug zu sehen sei. Das folgende Video belege dies:
Der Horizont sei im Flugzeug für die Piloten nicht als krumm erkennbar.Wie kann die Erde dann rund sein?
Das „Ei des Kolumbus“: Ist ein Schiff die Lösung des Rätsels?
Dabei ist der Gegenbeweis eben so alt wie schlüssig: Christopher Columbus glaubte, dass die Erde eine Kugel ist. Er suchte einen Seeweg nach Indien und entdeckte das spätere Amerika. In Indien kam er jedoch nie an. Kann ein Schiff das „Ei des Kolumbus“ des Rätsels sein?
Ja, wenn ein Schiff in der Ferne des Horizonts zu sehen ist, dann ist sein Rumpf zunächst tief im Wasser. Fährt das Schiff dem Beobachter entgegen, so steigt der Rumpf für den Beobachter allmählich aus dem Wasser. Da der Meeresspiegel überall gleich hoch ist, muss die Erde gekrümmt sein. Sie ist damit eine Kugel. Die alten Griechen wussten dies bereits.
Die drei Beweise des Aristoteles
Die frühen Naturphilosophen kannten drei Beweise, die später Aristoteles in seine Schriften übernahm:
- Sichtbarkeit von Schiffen nach der Ausfahrt und bei der Einfahrt
- Unterschiedlicher Sternenhimmel je nach Breitenkreis
- Kreisförmiger Erdschatten bei Mondfinsternissen
Die Forumbenutzer der„Flat Earth Society“liefern zu diesen Beweisen kreative Gegenbeweise. Stöbern Sie einfach durch die Seite.
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Ist die Erde doch eine Scheibe? – weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Ist-die-Erde-doch-eine-Scheibe-id22956766.html
HansOtto, das ist doch logisch! Wenn Du da die Auswirkung der Erdkrümmung sehen wolltest müsste das Schiff entsprechend des Zooms weiter entfernt sein…
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Mir war das jetzt zu bunt, und ich bin der Sache nachgegangen. Hab mich ans Meer begeben und mit einer Nikon P900 (83fach Zoom) übers Meer geguckt. Dabei ist mir aufgefallen: So, wie das immer dargestellt wird, verhält es sich zwar nicht; man sieht schon den oberen Teil eines Schiffes, das sich dem Hafen nähert, zuerst — aber nur mit freiem Auge. Blickt man durch die Linse, erlebt man eine Überraschung: Das ganze Schiff ist gut sichtbar. Dennoch war es ca. 35km entfernt. Von einer Krümmung keine Spur.
Ich bin kein Flat-earther, aber das hätte ich dann doch gerne erklärt bekommen.
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Köstlich – jetzt bekriegen sich die Hohlweltdeppen mit den Flacherdedeppen – et is zum Piepen!
Erstaunlich nur, wieviel Irrsinn offenbar durch den Wegfall der evolutionären Zuchtwahl bei uns so aufscheint … in der freien Natur könnte sich so eine genetisch aus dem Ruder gelaufene species nie halten, sie würde eingehen …
Einen großen Anteil an dem Irrsinn hat wohl auch die Unterbeschäftigung der Menschen. Bei Tieren in Gefangenschaft kennt man das Hospitalismussyndrom – bei uns äußert sich der Mangel an Aufgaben durh die Flucht in die blödsinnigsten Gedankengebäude …
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