Andreas von Rétyi
Nun scheint es immer rätselhafter um Ceres zu werden, den größten Himmelskörper in der weiten Trümmerzone zwischen Mars und Jupiter. Zunächst registrierte die RaumsondeDawn mehr und mehr seltsame Lichtpunkte auf der Oberfläche des knapp 1000 Kilometer großen Objekts, jetzt taucht dort auch noch ein pyramidenförmiger Berg auf.
Ceres macht bald schon dem Mars einige Konkurrenz und kann mit vielen bemerkenswerten Strukturen an der Oberfläche aufwarten. Die NASA-Sonde Dawn kreist auf enger Bahn um diese mysteriöse kleine Welt und ist augenblicklich dabei, den Orbit von rund 4400 Kilometern Höhe nun weiter abzusenken. Vom 30. Juni an nähert sich Dawn dem Zwergplaneten, um den Abstand bis zum 4. August 2015 auf lediglich 1450 Kilometer zu reduzieren. Dann werden pro Bildpunkt 140 Meter große Details unterscheidbar sein.
Augenblicklich lag die Bildauflösung bei rund 410 Metern pro Pixel, und obwohl das alles auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so großartig klingt, es ist jetzt bereits mehr als irdische Teleskope auf unserem Mond zeigen können. Das Hubble-Teleskop lässt dort noch Details von etwa 200 Metern Ausdehnung erkennen. Zu glauben, der berühmte Weltraumspiegel sei in der Lage, irgendwelche Apollo-Relikte abzubilden, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Nichts dergleichen!
Wie auch immer, bereits die aktuellen Dawn-Aufnahmen zeigen eine eigenständige Welt voller, teils eigentümlich geformter Krater sowie bisher noch absolut rätselhafte Merkmale, die Ceres einen besonderen Charakter verleihen und so einige größere Fragezeichen über den Köpfen der Wissenschaftler erzeugen.
Nach ersten früheren Hinweisen stieß Dawn vor Ort bald auf eine ganze Reihe auffallend leuchtkräftiger Punkte, die vielfach Anlass zu verschiedensten Spekulationen gaben. Größere Lichtflecke erschienen bei erhöhter Auflösung schließlich als Gruppen einzelner Punkte. In einem 90 Kilometer großen Krater zeigten sich mindestens acht Lichtpunkte. In der Nähe: ein großes,wiederum auffallend helles Gelände in einer Größe von immerhin neun Kilometern.
Insgesamt fotografierte die Raumsonde fortwährend zahlreichere helle Areale, die in die kosmische Nacht hinausleuchten. Regelrecht gespenstisch, weil fast künstlich, wirken diese abgegrenzten Gebiete, die nicht so recht auf eine doch völlig leblose Welt passen wollen. Da lag der Gedanke beinahe schon in der Luft, sie »fremdtechnologisch« zu deuten – als künstliche Öffnungen für ein- und ausfliegende Raumschiffe einer extraterrestrischen Zivilisation, stationiert tief im Inneren der Ceres.
»Blühender Blödsinn«, wäre wohl der Kommentar der meisten Wissenschaftler, und gar keine Frage: das alles ist blanke Spekulation. Allein, Arroganz im Umgang mit der grundsätzlichen Möglichkeit kann sich unsere technologisch wohl nicht allzu weit entwickelte irdische Zivilisation kaum leisten. Angesichts der Möglichkeit unvergleichlich älterer galaktischer Zivilisationen denken auch renommierte Forscher über die Anwesenheit nicht-irdischer Intelligenzen im Sonnensystem nach.
Einige Astrophysiker wollen die SETI-Forschung reformieren, nach fremden Artefakten suchen und nach künstlichen Himmelsobjekten fahnden. Sie halten es immerhin für grundsätzlich möglich, dass irgendwo im weiten Asteroidengürtel tatsächlich eine künstliche Basis existieren könnte, die aus der Ferne von den zigtausend natürlichen Körpern nicht unterscheidbar wäre. Wir wissen im Grunde überhaupt nicht, was in dieser Hinsicht real vorhanden sein kann und was nicht.
Aber mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren und damit Möglichkeiten ausschließen zu wollen, nur um »seriöser« zu klingen, bleibt angesichts der insgesamt mageren Datenlage weitgehend ein netter Versuch ohne Fundament. Kaffeesatzleserei wäre da bald ebenso aussagekräftig. Das ist imGrunde die Situation, auch wenn einige das nicht gerne hören werden. Und nicht zuletzt:
Es dürfte kein leichtes Unterfangen sein, eine technologisch weit fortentwickelte Zivilisation nachzuweisen, sollte diese einer Entdeckung durch uns entgehen wollen.
Was aber liegt nun auf Ceres vor? Sollte man jetzt etwa die Idee einer beleuchteten Basisstation tatsächlich willig aufgreifen und verfechten? Bei aller Offenheit, schon jetzt lässt sich eines ziemlich sicher festhalten: Die Lichter dort sind, zumindest zum allergrößten Prozentsatz, nicht selbstleuchtend. Die einzelnen Punkte werden stockfinster, sobald sie den Terminator ins Dunkel überschreiten und damit mitten hinein in die Ceres-Nacht rotieren.
Was hier so strahlt, wird daher wohl in erster Linie doch auf ein Reflektions- und Kontrastphänomen zurückzuführen sein. Die übrige, kohlenstoffreiche Oberfläche von Ceres ist extrem dunkel, sie strahlt kaum Sonnenlicht zurück. Und so »verkohlt« sie uns wohl ganz im Wortsinn: Wenn durch relativ junge Meteoriteneinschläge oder auch innere Aktivität frisches, helles Material aus demUntergrund freigelegt wird, vor allem Salze oder Eis, dann schlägt hier der Kontrast schlichtweg voll zu Buche.
Der Effekt ist auch von anderen Welten bekannt, muss sich auf der dunklen Ceres aber besonders deutlich bemerkbar machen. Im Laufe der Mission wollen die Forscher nun spektrale Messungen vornehmen, um auf diese Weise die Zusammensetzung der hellen Flecke zu ergründen und das Geheimnis endgültig zu lüften.
Richtig, eine eindeutige Erklärung liegt noch nicht vor. Etwas felsenfest zu behaupten, wäre wirklich zu voreilig. Allerdings sind wie gesagt im Dunkeln keinerlei Lichter auf Ceres zu sehen, ganz anders als zeitweilig in einigen Gebieten unseres Mondes.
Der befindet sich natürlich ungleich näher und wird auch schon ein Weilchen länger beobachtet als Ceres, also kann es noch eine Menge an Überraschungen dort draußen geben. Und wenn es um etwas »Felsenfestes« geht, dann rückt noch eine weitere beeindruckende Struktur auf Ceres ins Visier. Aus einer ansonsten recht flachen Region ragt nämlich ein rund fünf Kilometer hoher, pyramidenförmiger Berg hervor. Er ist auf aktuellen Dawn-Bildern ganz klar zu erkennen.
Ralf Jaumann ist Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Er zählt auch zum Wissenschaftlerkreis der Dawn-Mission und ist mittlerweile überzeugt: »Die doch beachtliche Anzahl an hellen Ablagerungen lässt vermuten, dass auf Ceres frisches Material an dieOberfläche gelangt. Auch der sehr steile Berg ist ein Beleg für besondere Aktivitäten in der Kruste.«
Immerhin, die Dawn-Aufnahmen liefern Hinweise auf teils dramatische Vorgänge auf dem Zwergplaneten – da gibt es Fließmuster und ganz offenbar eingesunkene Abschnitte der Oberfläche, auch deutliche Zeichen für Hangrutsche und geologische Aktivitäten, weit mehr als auf dem Asteroiden Vesta, der zuvor ebenfalls von Dawn besucht wurde.
Ceres hat sich längst als eine faszinierende Welt erwiesen. Sie dürfte viele weitere Rätsel bergen, von denen gegenwärtig noch nichts zu erahnen ist. Und wer weiß – selbst wenn Raumsonden nur einen winzigen Teil unseres Asteroidengürtels aus der Nähe in »Augenschein« nehmen können, vielleicht stoßen sie irgendwann und irgendwo tatsächlich auf Strukturen, die beim besten Willen nicht mehr natürlich zu erklären sind. Mit absoluter Sicherheit ausschließen kann diese Möglichkeit niemand auf Erden.
Hat dies auf Aussiedlerbetreuung und Behinderten – Fragen rebloggt und kommentierte:
Landsitz der Inneren! Glück, Auf, meine Heimat!
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