.
in unseren Ozeanen gibt es riesige Strudel. Die neuesten Forschungen belegen, dass die Wasserwirbel mit den Schwarzen Löchern vergleichbar sind, die Raum und Zeit verzerren. Sind sie auch eine plausible Erklärung für das sagenumwobene Bermuda-Dreieck?
.
Es ist bekannt, dass unser Kosmos für künftige interstellare Missionen Gefahren birgt. Sie werden von Science-Fiction-Autoren als dramaturgische Elemente eingesetzt. Vor allem die geheimnisvollen Schwarzen Löcher werden dabei für Raumschiffe und ihre Besatzung immer wieder zur tödlichen Gefahr. Analog hierzu sind es in unseren irdischen Ozeanen machtvolle Wasserwirbel, die Schiffe in den Untergang reißen können. Doch nicht nur rein oberflächlich betrachtet finden sich etliche Parallelen zwischen jenen exotischen kosmischen Szenarien und ihren terrestrischen Pendants.
Es gibt kein Entrinnen
Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) sowie der University of Miami im US-Bundesstaat Florida zeigen mit neuen Berechnungen manche Übereinstimmungen auf. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Sie demonstrieren, mit welchen Überraschungen die Natur nach wie vor aufwartet. Die neuesten Untersuchungen belegen, dass große Wirbelstrukturen in den Weltmeeren eine ähnliche Wirkung auf das Wasser ausüben wie die extreme Schwerkraft im Umfeld eines Schwarzen Lochs auf das Licht. In beiden Fällen gibt es kein Entrinnen. Schwarze Löcher resultieren mathematisch aus der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART), die Albert Einstein 1916 publizierte. Ihr zufolge wirkt sich die Gravitation direkt auf die vierdimensionale Raumzeit aus, wobei eine dreidimensionale Veranschaulichung sehr hoher Gravitationspotenziale eine tiefe, trichterförmige Senke in eine den sonst ebenen Raum modellierende Fläche drückt. So entsteht ein Bereich, der alles an sich zu reißen scheint und rechnerisch Entweichgeschwindigkeiten von der Größe der Lichtgeschwindigkeit einfordert. Anders
ausgedrückt: Nichts, was sich der extremen Masse bis auf diese Distanz annähert, kann ihr dann noch entrinnen – nicht einmal mehr ein Lichtstrahl. Bekannt ist dieser kritische Abstand, bei dem die Entweichgeschwindigkeit gleich der Vakuumlichtgeschwindigkeit wird, als der Schwarzschild-radius. Er wurde ursprünglich erstmals von dem deutschen Astrophysiker Karl Schwarzschild formuliert. Einen passenderen Namen könnte es fast schon nicht geben. Schließlich legt dieser Radius den Ereignishorizont eines Schwarzen Loches fest und grenzt seine exotische Welt vom Kosmos ab. Licht wird gefangen. Das Objekt bleibt somit unsichtbar, umgeben von jenem sphärischen »schwarzen Schild«.
Theoretisch sind etliche Arten von Schwarzen Löchern denkbar, mit je deutlich voneinander abweichenden Eigenschaften, wobei diese vor allem durch deren Masse bestimmt werden. Die Skala reicht von primordialen Minilöchern über stellare und intermediäre Schwarze Löcher bis hin zu den wahren »Energiemonstern«, die als supermassive Schwarze Löcher wie düstere Gottheiten im Zentrum ihrer Muttergalaxien residieren. Auch wenn solche Objekte sich einem direkten Nachweis entziehen,
so verraten sie sich durch die extremen Schwerkraftverhältnisse in ihrer unmittelbaren Umgebung sowie durch Jetstrukturen und Strahlung, die aus einem engen Raumbereich oberhalb des Ereignishorizontes stammt. Schwarze Löcher gelten heute als weithin akzeptierte astronomische Realität. Ihre Physik ist einigermaßen gut bekannt. Für uns bleiben sie ungefährlich, entgegen manchen Behauptungen, jenes zentrale Schwarze Loch unserer Galaxis könne irgendwann sämtliche Sterne und auch die Sonne verschlingen. Nur die Situation innerhalb des Schwarzschildradius sowie direkt um das Schwarze Loch herum ist exotisch. In größerer Distanz spielt dagegen nur noch die Masse an sich eine Rolle. Würde anstelle unserer Sonne ein Schwarzes Loch gleicher Masse stehen, dann änderte das nichts an der Erdbahn.
Viele Milliarden Tonnen Wasser
Wie die Forscher aus Zürich und Miami nachrechneten, ähneln die größten irdischen Wasserwirbel tatsächlich Schwarzen Löchern. Die Strudel sind eng von kreisförmigen Wasserbahnen umgeben, die sich nicht mehr von ihnen lösen können. Sie gleichen demnach Licht, das um ein Schwarzes Loch kreist, auf ewig im gravita-tiven Bannkreis gefangen. Hier auf der Erde gilt die »Ewigkeit« zwar nur eingeschränkt. Dennoch verblüfft die Beständigkeit solcher Wirbel, die eine »Lebensdauer« von mehreren Monaten haben können. Sie drehen sich relativ langsam um ihre zentrale Achse, vollenden erst nach mehreren Tagen einen kompletten Umlauf und bewegen dabei ein Volumen von einigen Milliarden Tonnen Wasser. Ihre Größe ist mit der einer ausgewachsenen Stadt vergleichbar. Nach menschlichen Maßstäben also wirklich mächtige Gebilde. Und sie nehmen Einfluss auf die Wasserkreisläufe der Ozeane, wirken sich auf die Temperaturverteilung aus und somit auch auf das Klima. Interessanterweise werden diese Wirbel aber nicht angemessen in Klimamodellen berücksichtigt, wie sie das Intergovernmental Panel pn Climate Change (IPCC) benutzt, der »Weltklimarat«, dem vor allem die Risikoeinschätzung zur globalen Erwärmung obliegt. Warum diese Zurückhaltung? Stören die Wasserwirbel das weithin propagierte Bild vom Klimawandel ähnlich jenen hohen mittelalterlichen Durchschnittstemperatu-ren, die zur besseren Darstellung der Erderwärmung teils geschönt und künstlich tiefer angegeben wurden, als sie tatsächlich waren? Oder ist das alles blanke Verschwörungstheorie? Fakt ist zumindest, dass sich die Wissenschaftler bislang ziemlich schwer taten, die mildernden Effekte der Wirbel auf einen möglichen Klimawandelzu beurteilen. Doch mit den neuen Studienergebnissen lassen sich deren Grenzflächen und somit auch die Größen ermitteln. Sie legen gleichsam den »Ereignishorizont« fest, an dem das Wasser in geschlossenen Schleifen kreist. Man wird die gewaltigen Strudel wahrscheinlich bald doch bei den Klimamodellen berücksichtigen müssen. Andernfalls wären die gegenwärtigen Klimamodelle wohl allein schon wegen dieses Aspekts fragwürdig und angreifbar.
Das legendäre »Bermuda-Dreieck«
Vielleicht spielen die Wirbel sogar noch eine andere unerwartete Rolle: Sie könnten die Erklärung für die umstrittenen Vorgänge im legendären »Bermuda-Dreieck« sein, das sich etwa von Florida bis Puerto Rico und hin zu den Bermudas erstreckt. Diese Meeresregion steht bekanntlich im unheimlichen Ruf, dass dort besonders viele Schiffe und Flugzeuge spurlos verschwinden. Bereits Christoph Kolumbus hat von Anomalien im Bermuda-Dreieck berichtet, darunter von einer ins Wasser niederstürzenden Flamme und dem völligen Versagen des Kompasses. Viele vermeintliche Rätsel könnten gelüftet werden. Zumindest für die Schiffskatastrophen könnten solche riesigen Strudel verantwortlich zeichnen, wie sie jetzt im südlichen Atlantik erfasst und mathematisch genauer beschrieben wurden. Die »Schwarzen Löcher« der Meere dürften jedenfalls noch in vielfacher Hinsicht interessant werden.
———————————————–
nachzulesen bei Kopp-Exklusiv 40-2013